Montag, 21. März 2011

Die vergangene Woche im Überblick


So, endlich komme ich wieder dazu euch ein Update zu schicken.

view from my hotel room in Karachi
Nachdem ich vor 10 Tagen von Rahim Yar Kahn aufgebrochen bin, habe ich mich für drei Tage in Karachi (deutsch Karatschi) aufgehalten. Karachi ist die größte Stadt Pakistans mit ca. 18 Millionen Einwohnern und vielen Migranten – vor allem aus Afghanistan. An dem Tag als ich nach Karachi kam veröffentlichte der Surpreme Court ein Urteil, welches die Absetzung des Vorsitzenden des National Accountability Bureaus (NAB), aufgrund korrupter Praktiken, anordnete. Politische Parteien schrien danach auf, dass dies keine Sache für Gerichte sei, sondern eine rein politische Angelegenheit. Die einzelnen Parteien bedienten sich daraufhin bewaffneter Gruppen – es kam es während der drei Tage an denen ich mich in Karachi aufhielt,  in den Abendstunden zu mehreren gezielten Straßenschlachten, bei denen 18 Menschen den Tod fanden. Dutzende weitere wurden verletzt, Fahrzeuge wurden in Brand gesetzt. Am Samstag fanden einige der Kämpfe in der Nähe meines Hotels statt – ich konnte die Schüsse von meinem Bett aus hören, aber ich war zu jedem Zeitpunkt sicher. Man kümmert sich wirklich gut um mich.

Ich habe in Karachi unter anderem einige Schulen besucht, vor allem in den ärmeren Gebieten am Stadtrand. Ein guter Teil der Schulen enden nach der 3. bzw. 4. Schulstufe, da die Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen, damit diese zur Einkommensgenerierung beitragen können. Die Qualität des Unterrichts ist verbesserungsfähig. Die Wände der Schulen wurden von Schülern und Lehrern liebevoll dekoriert. Die Farben von aufgemalte Giraffen, Elefanten und Schmetterlingen blitzen in der Sonne. Daneben haben Lehrer und Schüler englische Gedichte geschrieben. Die Wände strotzen vor Grammatik-, und Rechtsschreibfehlern (ja ich weiß eh, dass ich mich da selbst an den Ohren nehmen muss, aber ich bin auch kein Lehrer). Wie ich an dieser Stelle bereits geschrieben habe, erfahrt die Mehrheit der Lehrer keine formelle Ausbildung.
Wirklich bedauerlich ist jedoch, dass direkt (25 m) neben beiden Schulen voll eingerichtete und funktionsfähige, staatliche Schulen stehen. Auf dem Papier laufen diese sogar, die Realität ist allerdings, dass die Lehrer zwar ihre Gehälter bekommen, aber keinen Unterricht abhalten. Die Tore der Schule bleiben einfach geschlossen, das Geld fließt. Niemand beschwert sich darüber. Man nimmt dies als Tatsache zur Kenntnis.

upper left: mobile medical camp
lower right: podium in the pavilion
Nachdem ich mich einen Tag in Islamabad aufgehalten hatte, fuhr ich in unsere zweite Projektregion nach Layyah. Hier ist das Projekt schon sehr weit fortgeschritten. Wir haben zusammen mit unseren lokalen Partnern eine Schule für 400 Buben saniert und ausgestattet. Weiters wurden zwei Basic Health Units (Gesundheitszentren) saniert, mit Medikamenten und medizinischem Equipment ausgestattet. Außerdem wurden erfahrene Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen eingestellt. Mobile Kliniken fahren in abgelegene Dörfer, wobei die Ankunft der mobilen Teams über die Lautsprecher der nächsten Moschee verkündet wird. Der Andrang in den Basic Health Units und den mobilen Kliniken ist enorm. An die 200 Menschen werden täglich behandelt, die momentan am meisten verbreiteten Beschwerden sind Atemwegserkrankungen (mehr als 90% der Frauen rauchen eine Art Shisha). Mit der kommenden Monsunzeit wird sich das Hauptproblem zu den Malariafällen verlagern. Beide Klinken haben einen Mutter-Kind Schwerpunkt und wurden mit einem Entbindungssaal ausgestattet. Bis zu diesem Zeitpunkt haben Frauen ihre Kinder auf einem alten Holztisch geboren, entsprechende Werkzeuge waren nicht vorhanden.
Als ich die dicht gedrängten Wartezimmer der Gesundheitszentren betrat, wurde ich von Frauen eingekreist, die mir ihre unterernährten Kinder unter Augen hielten und um Essen baten. Leider kann ich nicht mehr tun, als ab und an ein weinendes Kind auf den Arm zu nehmen. Die ganze Zeit steht man im Blitzlichtgewitter – leider brauchen wir das für Dokumentationszwecke. Danach werden die Frauen von schwer bewaffneten Polizisten, die mich in Layyah auf Schritt und Tritt begleiteten, sachte beiseitegeschoben.

In den restlichen Mittelschulen dieses Bezirks führen unsere Medi-Teams medizinische Untersuchungen durch und erheben Daten . Vor allem der Hygienezustand der Kinder ist alarmierend. In vier Schulen wurde ich aufgefordert Pakete mit Chips und Keksen an die Kinder zu verteilen. In einigen Klassen wurden Kinder zum Applaudieren animiert. Ich bin mir nicht sicher für wen diese Situation  demütigender war.
Abends wurde ich spontan zu einer Bootsfahrt auf dem Indus eingeladen, da eines der mobilen Medi-Camps gerade in der Nähe des Flusses unterwegs war. Im Schneckentempo näherte sich der Holzkahn während sich am Horizont die Sonne senkte. Kurz musste ich schmunzeln, weil ich mir die Frage stellte, was meine fünf Polizisten denn nun machen würden wenn ich auf dieses Boot steige. Problem gelöst: alle, inklusive anwesender Bevölkerung, Polizisten und was sonst noch so auf Noahs Arche zu finden war, wurden auf das Boot verladen und es ging dem Sonnenuntergang entgegen. Ein spektakuläres Erlebnis. Einfach unbeschreiblich.

sailing the Indus
Am Freitag fand eine große Zeremonie statt, bei der den beteiligten Organisationen für ihren Einsatz gedankt wurde. Die Feier fand in einem wunderschönen, bunten Stoffzelt statt, Politiker, Printmedien und Fernsehsender waren anwesend. Schüler haben gesungen, unzählige Personen, einschließlich mir (allerdings nur sehr kurz ;-)), haben Reden gehalten. Danach kam es zur zeremoniellen Überreichung von Vieh und Dünger. Das ganze fand am Gelände unserer Jungen Schule statt. An den Toren der Schule findet sich übrigens eine Plakette mit den Namen aller Organisationen, die dieses Projekt möglich gemacht haben. Ich bin sogar namentlich genannt – völlig unverdient. Aber eine schöne Geste.

 Bizarr ist das Ganze allerdings schon. Erst ist man RP bei Gericht und ein paar Wochen später steht man auf einem Podium und Politiker bedanken sich für den Einsatz. Wenn sich mein Leben hier nicht so real anfühlen würde, könnte man fast an der Wirklichkeit zweifeln. 

Freitag, 11. März 2011

Bhong


EN: devine architecture
Yesterday I visited Bhong mosque with two of my colleagues. The mosque was built between 1932 and 1982 by some feudal. The mosque was constructed by 1000 skilled workers and artists from India and Pakistan, the design was inspired by architecture from Lahore, Iran, Spain and Turkey. This oriental jewel clearly deserved to win the Aga Khan Award for Architecture in 1986. Such a jewel also needs to be protected from looting, hence in one of the halls you see three Pakistani surrounded by about 12 pump-guns (at least I hope that this is the reason ;-))


In front of the mosque Hindus and Muslims are selling their produce, haggling, laughing and chit chatting. Especially sugar cane you currently find on every market as it currently gets harvested in large bulks. Children are sneaking up on the stands, stealing a piece of sugar cane when no one is looking – or at least when they think that no one is looking. Sugar cane was among the few plants that survived the floods, as it is a very robust, and large plant. Other crops like cotton, wheat or rice were destroyed by the force of the water, thereby threatening the existence of the vast majority of the population in Sadiqabad. The little loans farmers got for recovery from the government after the disaster, had to be used to pay back the loans the farmers had to get seeds and fertilizer – an investment that got washed away before it could be utilized. 
Unfortunately I don’t have pictures to post of the market life. Bhong is not exactly the safest place on this planet, hence the camera stayed in the car. Yesterday night I travelled to Karachi – Pakistan’s metropolitan and multi ethnic coastal town. The report on this visit will follow as soon as I am back in Islamabad.

DE: göttliche Architektur

top left you find the prayer room for gentlemen,
in the top right corner the one for women/ tool ;-)
Gestern habe ich mir über die Mittagszeit eine Stunde Zeit genommen und mir mit zwei Kollegen die Bhong Moschee im Bezirk Rahim Yar Kahn angesehen. Die Moschee wurde zwischen 1932 und 1982 errichtet und hat 1986 den Aga Khan Preis für Architektur gewonnen. Die Moschee wurde von einem Feudalherren in der Gemeinde Sadiqabad finanziert und wurde von mehr als 1000 Handwerkern und Künstlern aus Indien und Pakistan errichtet. In den Details finden sich Einflüsse aus Lahore, dem Iran, Spanien und der Türkei – geworden ist aus dieser Mischung nichts anderes als ein Juwel. So ein Juwel mag aber auch bewacht werden, daher stößt man in einer der Hallen auf drei Pakistanis, umgeben von circa 12 Pump-guns (zumindest hofft man, dass die Woche der Grund dafür ist ;-)).

Vor der Moschee spielt sich das Marktleben ab. Hindus und Muslime tummeln sich vor dem Haupteingang, verkaufen ihr Obst und Gemüse. Besonders häufig findet man dieser Tage Zuckerrohr, der gerade in großen Mengen geerntet wird. Zuckerrohr ist eine der wenigen Pflanzen, die die Fluten gut überstanden haben, da es ein sehr robustes und hochwachsendes Gewächs ist. Unter anderem Baumwolle und Weizen fielen den Fluten zum Opfer und konnten nicht liquidiert werden. Die minimalen Kredite, die der Staat den Bauern nach der Flutkatastrophe gewährt hat, mussten von den Bauern daher dafür aufgewendet werden die Kredite, die sie für Samen, Dünger etc. aufgenommen hatten, zurückzuzahlen. Für den Wiederaufbau blieb kaum oder gar nichts übrig. Leider habe ich von dem Markt keine Fotos, da die Gegend dort nicht die sicherste ist und die Kamera daher im Auto blieb. Gestern Nacht ging die Reise für mich dann weiter nach Karachi, Pakistans Küstenmetropole. Darüber werde ich aber berichten sobald ich wieder in Islamabad bin.

Mittwoch, 9. März 2011

Sadiqabad I


Derzeit halte ich mich in unserer neuesten Projektregion, Sadiqabad, in Rahim Yar Kahn auf. Gestern haben wir (die lokalen Partner und ich) uns in einem riesigen Jeep auf den Weg gemacht um die Dörfer zu besichtigen, in denen Häuser, Latrinen und Brunnen gebaut und Güter verteilt werden sollen. Erst mal haben wir uns ordentlich verfahren. Erst nach etwa drei Stunden und unzähligen Gesprächen mit Einheimischen haben wir unsere Projektregion gefunden (zum Glück, es wäre wirklich schwer gewesen unseren Spendern zu erklären, dass das Projekt nicht durchgeführt werden kann, weil wir die Region nicht mehr finden haha ;-)) Die Dörfer sind extrem abgelegen und daher auch von internationalen Organisationen weitestgehend unbesucht. Karten gibt es keine, abgesehen von handgefertigten Aufzeichnungen, die man aber nicht so leicht bekommt.

Zum Vergrößern, einfach auf das Foto klicken.
Das Bild rechts oben ist allerdings nicht aus Saidqabad.
Auch ein Jahr nach der Katastrophe sind die Lebensumstände der Dorfbewohner existenzbedrohend. Die Leute leben unter Planen, in Zelten, Strohhütten, oder in Häusern, die sie aus herumliegenden Ziegeln errichtet haben. Niemand dort hat eine Latrine, ich bin durch alle Arten von Fäkalien gewatet – tierisch und menschlich. Die Familien, die ihre Häuser selbst wiedererbaut haben, werden aber beim nächsten Hochwasser wieder obdachlos sein – und das nächste Hochwasser kommt bestimmt – im Juli und August ist Monsunzeit. Sie verwenden ungebrannten Ziegel,  statt Zement verwenden sie Schlamm, der aber nicht einmal auf den ganzen Ziegel aufgetragen wird, sondern nur punktuell verteilt wird. Hinzu kommt, dass die Wand nur einreihig ist, was bedeutet, dass die Wände ca. 10cm stark sind. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sich ein Mensch an der  Mauer anlehnen könnte. Manche NGOs sind nicht besser. Ich habe Häuser gesehen, die genau gleich aussehen, nur dass ein Schild von einer NGO an der Türe hängt.

Was wir planen wird recht abenteuerlich. Es ist eine recht neue Methode (earthbag construction method), die hochwassersicher ist und Erdbeben bis zu einer Stärke von 7,2 auf der Richterskala aushält. Im Wesentlichen  werden robuste Säcke, zB solche, wie sie zur Aufbewahrung von Reis verwendet werden, mit einer speziellen Mischung aus Erde und Zement gefüllt. Alle Materialien sind lokal erhältlich. Ein Graben wird ausgehoben, der mit Kiesel gefüllt wird, um den Wasserabfluss zu erleichtern und um das Fundament zu stärken. Danach werden die Erdsäcke geschlichtet wie Ziegel, bevor die nächste Reihe aufgetragen wird, wird Stacheldraht auf die unteren Säcke gelegt.  Ein einzelner Sack wiegt 36kg, durch das Gewicht wird die Konstruktion extrem solide, auch wenn das nach der Beschreibung hier vielleicht nicht so klingt. Noch dazu ist die Methode umweltfreundlich. Am Ende werden die Wände mit einer Mischung aus Schlamm und Stroh verputzt – dann sieht das Haus so aus wie auch jedes andere Haus in der Gegend.

Die Methode wird jedoch auf viel Widerstand in der Bevölkerung stoßen. Die Leute hier sind in dieser Hinsicht unflexibel, sie werden ihre Ziegelhäuser verlangen. Das sind sie gewohnt. Die ersten 10 Tage, bis die ersten paar Häuser stehen, wird also viel Überzeugungsarbeit geleistet werden müssen. Erfahrungsgemäß, schlägt die Skepsis aber nach wenigen Tagen in eine Art Begeisterung um, wenn man dann schließlich erahnen kann, dass das tatsächlich am Ende ein bewohnbares Haus sein wird.

Nur zwei kleine Beispiele für Probleme die auftreten können: Das ursprüngliche Design enthielt ein winziges Fenster an der Rückwand, so hoch über dem Grund, dass eine normale gewachsene Person, nicht ins Haus hinein sehen kann. Der Grund für dieses Fenster war in erster Linie cross-ventilation, da in den Häusern Großteils auch in einer Erdmulde gekocht wird. Die Bevölkerung hat sich so dagegen aufgelehnt, geschrien, dass ihnen das die Privatsphäre genommen wird, so dass dieses Fenster nun aus den Plänen gestrichen wurde. Als wir die Pläne einer anderen pakistanischen NGO gezeigt haben, war die einzige Frage zu dem Model: „Wie dick sind die Wände?“. Die Säcke haben eine Stärke von 18 Inches. Inklusive Verputz, misst die Wand in etwa 22 Inches. Die Reaktion war: „People are only used to 13 inch walls maximum!“ Ja, nur ist das unter anderem auch einer der Gründe, warum jedes Jahr in der Monsunzeit das gleiche passiert – die Leute stehen vor Trümmern. Das wird jedenfalls eine ziemliche Herausforderung, denn ohne Unterstützung der Bevölkerung wird das Projekt keinen Erfolg haben.
Auch beim Bau der Latrinen und Brunnen warten einige Herausforderungen. Jeder möchte einen eigenen Brunnen, was grundsätzlich nicht schlecht ist, denn bei öffentlichen Brunnen, fühlt sich keiner für Wartung und Reparatur verantwortlich. Auch wird jedes Haus mit einer Latrine ausgestattet werden müssen. In anderen Dörfern hat die UN öffentliche Toiletten gebaut, die nach wie vor nagelneu sind – keiner benutzt sie. Im Idealfall sind Latrine und Brunnen 30 Meter voneinander entfernt – was schwierig bzw. unmöglich ist, da das Stück Land, das die Leute bewohnen, vermutlich nicht einmal 10 Meter lang ist. Abgerundet wird das Projekt mit einer intensiven Aufklärungsphase: warum soll man eine Latrine benutzen? warum soll man seine Hände waschen soll? wie man „gutes“ und „schlechtes“ Wasser erkennt etc. Ich freu mich schon darauf – kann kaum erwarten, bis das Projekt in die Bauphase geht.

Sonst ist das Land nach wie vor eindrucksvoll. Kinder baden in großen Regenlacken, Esel werden auf Motorrädern transportiert, Kamele ziehen gigantische Lasten und die Lastkraftwagen sind kunstvoll verziert und bemalt. Generell gibt es hier wunderbare Handwerkskunst. Die Menschen sind Großteils sehr herzlich und bemüht, das Land ist wunderschön. In ein paar Jahren, oder Jahrzehnten kann hier Großes geschehen - Insha'Allah!

Samstag, 5. März 2011

Bazar, City of Education


EN: Bazaar, City of Education

suits come in different
colors and designs, the
ones I bought are considdered
"latest fashion" ;-)
Let me start with some information about my daily life before going to the "hard facts". Yesterday I managed for the first time to see Islamabad during the day. Together with a colleague I was shopping in the buzzing bazaars of Islamabad. I bought four traditional outfits with elaborate stitching and silky fabric. Now people tell me that, as long as I keep my mouth shut, I look like a woman from northern Pakistan or an Afghanistan, as their skin is brighter. At police check points I am now addressed in Urdu.

Also I discovered Islamabad’s best bakery yesterday. And I mean the best. Whenever you ask people on the street where to find a bakery, they unanimously direct you to this one, no matter where you are in town. I bought cookies for my colleagues, unfortunately they were all gone before I was able to take a picture – but I will post a photo of the next patch. 
In the mornings I am reading at least the headlines of the local English newspaper. I am particularly interested in the style of reporting and the language used. Let me give you a short abstract: “At a time when Pakistan is already being criticized across the world for militancy and extremism, the latest incident will provide the enemies with sufficient ammunition to launch a more ferocious media attack on the Islamic Republic.” The language used is very explicit, especially the use of the word “enemy” is in my opinion striking, especially because the rest of the article is very global.

2nd grade in the co-ed school
english exams are coming up
on Monday
Today I travelled to Tameer-e-Millat’s “city of education”.  On the outskirts of Islamabad they built a general school (12 years), a center of excellence, a library,a vocational training facility etc. The schools are equipped with modern laboratories, IT rooms etc. There are about 800 students in the facility. Many of them stay in the boarding school as especially the center of excellence is attended by children from all over the country. Also they have their own complex for orphans, which they opened after the earth quake in 2005.


a poem, that also somewhat reflects the culture
in Pakistan. Family and respect for the
elderly, are among the most important values
As the “city of education” is located in a rural area of Punjab, there was hardly any infrastructure present when they started developing this idea. There was no access to electricity and sufficient access to water has only been secured recently. During the last years, Tameer-e-Millat acquired large pieces of land and built damns to collect enough rainwater for irrigation and drinking water. The formerly rocky and uncultivated land is now used for agriculture – they grow mustard and wheat and have some cattle providing them with milk. 
The kitchen is providing for 1075 people on a daily basis. In one of their back rooms they have an almost industrial roti– oven (roti = bread), as you can see on the pictures. They are able to produce 1000 roti an hour – I tasted one directly from the oven – it was still hot and delicious. 


vocational training in electronics currently
they are designing a power grid
Despite recent achievements, Pakistan is still facing major challenges when it comes to education. Between 2002 and 2006 literacy rose from 45 to 54% and also the enrollment rates increased from 42 to 52% according to World Bank. Only about 2% of the girls are enrolled in secondary schools. This makes Pakistan one of the countries with the lowest enrollment rate in South Asia. Only about 22% of the girls complete primary education as compared to 47% of the boys. An additional issue is the low level of educational qualifications required to become a teacher. Especially in rural areas, children leave school virtually illiterate and innumerate. According to a survey by World Bank, barely the majority of students in third grade in rural schools is able to master the curriculum of grade one, meaning for instance that they can add double digit numbers and subtract single digit numbers.


However, next week I am going to travel to the project areas - so I hope that I will be able to post some new, interesting stories. Until then: Asalaam Aleikum!



DE: Bazar, City of Education

in Pakistan only about 2% of
the girls receive secondary
education; also there is a
significant gap in literacy
between boys and girls
Lasst mich mit einem kurzen Einblick in meinen Alltag beginnen, bevor es zu den "harten Fakten" geht. Gestern war ich zum ersten Mal unter Tags in der Stadt. Ich war mit einer Kollegin für  eineinhalb Stunden am Bazar. Dort habe ich mir vier traditionelle Kleider, mit detaillierten Stickereien, aufgenähten Perlen und seidigen Stoffen gekauft. In Islamabad sieht man zwar unterschiedliche Kleidungsstile, Okzident als auch Orient sind vertreten, aber ich fühle mich wohler in traditioneller Kleidung – sie fühlt sich wie eine Art Tarnung an. Manche sagen, ich sehe nun aus wie eine Pakistani aus den nördlichen Provinzen, da die Frauen dort hellere Haut haben – zumindest solange ich den Mund nicht öffne. Bei den Polizeikontrollen, werde ich jetzt immerhin nur noch auf Urdu angesprochen.

Auf einer kleinen Erkundungstour habe ich Islamabads beste Bäckerei entdeckt. Und das ist tatsächlich die beste. Egal wen man fragt, die Antwort wird immer dieselbe sein: „Rahat bakery! It’s the one bakery to go to!“. Fotos werden nachgereicht. 
Morgens lese ich die lokale, englischsprachige Zeitung. Ich habe besonderes Interesse an der Art der Berichterstattung und der Sprache. Hier ein kurzer Auszug: „At a time when Paksitan is already being criticized across the world for militancy and extremism, the latest incident (gemeint ist das Attentat auf den Minister für Minderheiten)will provide the enemies with sufficient ammunition to launch a more ferocious media attack on the Islamic Republic.” The Sprache ist sehr explizit, und vor allem die Verwendung des Wortes “Feinde” finde ich auffallend, insbesondere, da der restliche Artikel sehr global gefasst ist.

the roti move on a conveyor belt
through the oven
Heute besuchte ich die „City of Education“, ein Großprojekt unserer Partnerorganisation. Eine Stunde außerhalb von Islamabad wurde eine Bildungsstadt errichtet, in der Schüler aller Schulstufen unterrichtet werden. Neben gewöhnlichen Schulen findeen sich dort ein Center of Excellence, mit besonders begabten Schülern, aus ganz Pakistan, eine Berufsschule, eine Bibliothek, ein Internat, ein Waisenhaus und vermutlich bald auch eine Universität. Es ist schon beeindruckend, was dort geschaffen wurde, vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Fleckchen Erde bis vor kurzem weder Anschluss zu Strom, noch Zugang zu Wasser hatte. Die Organisation hat Dämme gebaut um Regenwasser aufzufangen, welches für Landwirtschaft und als Trinkwasser benutzt wird. Das vormals steinige und karge Land wurde mit viel Mühe zur landwirtschaftlichen Nutzfläche, auf der in erster Linie Weizen und Senf angebaut werden. Kühe versorgen den Komplex mit ein wenig Milch.
Die Großküche versorgt dort täglich 1075 Mäuler. In einem Hinterraum befindet sich ein fast schon industrieller Roti-Backofen (Roti = Brot), wie ihr auf den Fotos seht. Hier können stündlich 1000 Roti produziert werden. Ich hab mir eines direkt vom Förderband geschnappt – es war heiß, knusprig und köstlich.

students are being educated as land
surveyors
Obwohl in den vergangenen Jahren bereits viel erreicht wurde, hat das Land auch im Bildungssektor noch einen langen Weg vor sich. Statistiken der Weltbank folgend, stieg die Alphabetisierungsrate von 45 auf 54% an und auch die Zahl der Kinder, welche in einer Schule eingeschrieben sind, stieg von 42 auf 52%. Nur etwa 2% der Mädchen gehen in die Sekundarschule. Dies macht dies Pakistan zu einem der Länder in Südasien mit der niedrigsten Einschreibungsrate. Nur circa 22% der Mädchen beenden die Grundschule (5 Jahre), im Vergleich zu 47% Buben. Ein weiteres Problemfeld ist sind die niedrigen Anforderungen um Lehrer zu werden. Besonders in ländlichen Gegenden, beenden Kinder die Grundschule, sind aber dennoch buchstäblich Analphabeten. Gemäß einer Studie der Weltbank, beherrscht nur knapp die Hälfte der Drittklässler den Lernstoff der ersten Klasse. Das bedeutet, dass nur knapp die Hälfte in der Lage ist zweistellige Zahlen zu addieren, beziehungsweise einstellige Zahlen zu substrahieren.

So, nächste Woche fahre ich in die Projektregionen, dann habe ich hoffentlich wieder etwas spannendes zu berichten. Bis dahin:  Asalaam Aleikum!


Mittwoch, 2. März 2011

Hospital, Margalla Hills, Cats

EN: Hospital, Margalla Hills, Cats

I am having a little break (yes, I still have to work tonight) and I could swear that  days here in Pakistan are at least 6 hours shorter than back home in Austria. I am investing myself but at the end of the day my to-do-list does not seem to have shortened a bit. Maybe Islamabad is where the time-thieves fled to, after they were besieged by Momo and Time Professor Secundus Minutius Hora (for anyone who does not understand that reference: http://en.wikipedia.org/wiki/Momo_(novel) ).

The little one only blew
into the pipe, but did not
manage to breath in ;-)
Anyhow. Yesterday the partner organization gave me a tour of Shifa International hospital, which is an extremely impressive facility. The equipment is rather modern, the doctors seem to be well educated - it is definitely considered one of the best hospitals in Asia. What is furthermore remarkable is, that they treat 300- 400 patients a day on a charitable basis. By the way this is also the hospital where they brought the Minster of Minorities to, who fell victim of an attack today. He was shot by two gunmen on his way to work, because he promoted the reform of the blasphemy laws in Pakistan.  He has already been dead when he arrived in the hospital. I myself was in the emergency room when they brought him in, accompanied by the screams and tears of his driver, as I was vaccinated against rabies today.


Paan is a betel leave, with areca nut and
 lime paste and some un-identifyable
stuff, which we had for desert.
Yesterday evening I was invited for dinner by the project coordinator of the hospital. He, together with his beautiful wife, and two adorable kids, took me to the Monal restaurant in the Margalla Hills (http://themonal.com/monal.htm). While dining, you can enjoy the view of illuminated Islamabad. The atmosphere was astonishing, the food delicious, and the traditional music melancholic. The night ended over a Shisha- pipe on the terrace of a traditional tea-place, which is also were two vicious monsters (disguised as cute, little kittens) attacked me out of nowhere and forced me to get vaccinated against rabies today, which brings us back to the above paragraph – viola, we’ve come full circle.

DE: Krankenhaus, Margalla Hills, Katzen

Ich mache gerade Pause (ja, ich muss später noch arbeiten) und könnte schwören, dass die Tage in Pakistan nur 18 Stunden haben, denn am Ende eines jeden Tages ist meine To-Do-List noch genauso lange wie am Morgen. Vielleicht haben Michael Ende’s graue Herren in Islamabad um Asyl angesucht, nachdem sie von Momo und Professor Sekundus Minutius Hora besiegt wurden (für alle, die mit dieser Referenz wenig oder gar nichts anfangen können: http://de.wikipedia.org/wiki/Momo).


Me in a couple days, if I would not
have gotten vaccinated against rabies
Wie auch immer. Gestern habe ich eine Tour durch das Shifa International Hospital bekommen, welches wahrlich eine beindruckende Institution ist. Die Ausstattung ist recht modern, die Ärzte wirken gut ausgebildet. In etwa 300-400 Patienten werden täglich kostenlos betreut, der Rest sind Privatpatienten. Das ist übrigens auch das Krankenhaus in welches der Minister für Minderheiten heute gebracht wurde, nachdem er auf dem Weg in die Arbeit einem Anschlag zum Opfer viel und in seinem Wagen erschossen wurde. Ich war gerade in der Notaufnahme als er in Begleitung seines schreienden und weinenden Fahrers eingeliefert wurde, da ich gerade gegen Tollwut geimpft wurde. Er war schon tot bevor er im Krankenhaus ankam.
  
Unfortunatelly I am not wearing my scarf
on this one
Gestern Abend, lud mich der Projektkoordinator des Krankenhauses, zusammen mit seiner wunderhübschen Frau und seinen zwei süßen Kindern ins Monal Restaurant in den Margalla Hills ein (http://themonal.com/monal.htm).  Das köstliche Essen wurde noch von der Aussicht über das hell erleuchtete Islamabad und die melancholische pakistanische Folkloremusik unterstrichen. Wer es noch nicht kennt Ausgeklungen ist der Abend bei einer Shisha-Pfeife und einer Tasse Tee auf der Terrasse einer traditionellen Teestube. Das war auch der Ort an dem ich von teuflischen Monstern (getarnt als kleine, süße Kätzchen) angegriffen wurde, was auch der Anlass für meine Tollwutimpfung war – so schließt sich der Kreis.